Gold wird geschmolzen
Jürgen Ferrary
2. Februar 2025

Als meine Frau Alexandra und ich damals beschlossen zu heiraten, hatten wir einen Plan: Wir wollten unsere Eheringe selber „schmieden“. Das war sehr aufregend. Wir gingen also zu einem Goldschmied, dem erzählten wir, wie ungefähr wir uns vorstellten, dass unsere Ringe aussehen sollten.

Mehrere Stunden bogen wir also Edelmetall, löteten und hämmerten es, polierten am Schluss und bekamen als Ergebnis wunderschöne, einzigartige Ringe, die ein Zeichen sein sollten, dass wir uns ewig aneinander binden wollten. 

Wir arbeiteten mit zwei verschiedenen Metallen, und es war wirklich faszinierend, wie unterschiedlich diese sich bearbeiten ließen. Der Goldschmied gab uns wertvolle Informationen dazu. Was ich wusste war, dass Gold, wenn wir es in der Natur finden, im Normalfall unrein ist und meist nur in kleinen Klümpchen vorkommt.

Es muss erst eingeschmolzen werden, um alle Verunreinigungen zu beseitigen. Im Veredelungsprozess wird das Gold zu Pulver gemahlen und dann mit einer Substanz namens Flussmittel gemischt. Beides wird dann in einen Ofen gelegt und durch intensives Feuer geschmolzen.

Zudem wird dann das Gold mit anderen Metallen (Kupfer, Eisen oder Nickel) vermischt und wird so härter, weniger formbar und korrosiver. Diese Mischung nennt man eine Legierung. Je reiner das Gold dann ist, desto weicher ist es: 333er-Gold ist zwar weniger wertvoll als zum Beispiel 585er oder gar 750er, aber es ist dafür härter.

Umgekehrt gilt also: Je niedriger der Anteil einer Legierung, desto weicher und flexibler ist das Gold. In der Bibel gibt es eine ganze Reihe Stellen, die genau dies aufgreifen und mit unserem Herzen vergleichen. In Maleachi 3,3 (HfA) heißt es zum Beispiel: „So wie man Gold und Silber schmilzt, um es zu läutern, so werde ich Levis Nachkommen von ihrer Schuld reinigen.“

Die Parallele ist leicht zu erkennen: Ein reines Herz vor Gott ist wie reines Gold. Ein reines Herz ist weich, zart und formbar. Das Gold muss einen ziemlich harten und langen Prozess durchmachen, bevor es rein wird. Und auch hier gibt es die Parallele. 

Manchmal müssen wir harte Zeiten durchmachen, müssen auch Prüfungen und Täler, damit wir „geläutert“ werden, damit unser Herz rein wird und Schmutz und Dreck verschwinden. Das klingt hart, ist es manchmal auch. Aber die Folgen sind ähnlich wie beim Gold.

Unser Herz wird reiner und weicher. Und noch eine Parallele gibt es: Je reiner Gold wird, desto transparenter ist es. Sobald wir von „Unreinheiten“ in unserem Herzen gereinigt werden, werden auch wir transparenter. Ein transparentes Gefäß bringt sich selbst keine Ehre, sondern verherrlicht das, was es enthält.

Je transparenter du wirst, desto mehr wirst du Gott erkennen, und desto mehr werden Menschen Gott in dir erkennen. Sobald wir veredelt sind, wird die Welt wieder Jesus sehen.

 Wenn mir in meinem Leben Gegenwind entgegenbläst, ich Widerstände erlebe, die Tage rau sind und ich merke, ich bin wieder in einer Wüstenzeit, dann halte ich mich daran fest, dass es sein kann, dass Gott diese Zeit nutzt, um mich zu reinigen, charakterlich zu verändern, mich wertvoller in seinen Augen zu machen.

Ich frage nicht gleich, was ich alles falsch gemacht habe und ob Gott mich verlassen hat, sondern spreche mit Gott über zwei Dinge: Was hat Gott mit mir gerade vor? Was will er in meinem Leben und mit meinem Leben machen? Und anschließend kommt die Bitte, er möge mich hindurchtragen durch diese Zeit, stark machen, damit ich den Prozess der Läuterung gut überstehe. 

Noch hat Gott bei mir eine Menge Arbeit vor, aber ich bin mir sicher, er wird sein Werk in mir, das er begonnen hat, auch verändern.

Sei gesegnet! 

„Was wir von uns erkennen, auch von unseren Fehlern und Vergehen, ist nur die belichtete Oberfläche. Die Tiefe, woraus sie kommen, ist weitgehend auch uns selbst verborgen. Gott kennt sie und kann sie reinigen“ (Edith Stein).

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